Legen Sie Geld an oder lassen Sie Geld anlegen? Für einen gelungenen Haarschnitt gehen Sie zum Friseur, für eine makellos gestrichene Wand darf der Maler kommen, die fachmännische Montage von Sanitäranlagen erfolgt durch einen ausgebildeten Installateur und für juristische Fragen vertrauen Sie auf den Rat eines Anwalts. Doch wenn es um Geld geht kommen zahlreiche unbewusste Ängste hoch und die eigenen Unsicherheiten treten zutage. Finanzberatung ist daher für viele ein Triggerthema, denn es setzt einen verhältnismäßig großen Vertrauensvorschuss von Seiten des Kunden voraus. Wird dieses Vertrauen enttäuscht, fällt es schwer, das eigene Vermögen wieder in fremde Hände zu geben. Doch ist das überhaupt nötig oder können Sie auch selbst Ihr Geld anlegen und dabei sogar noch sparen? In diesem Artikel zeige ich Ihnen Schritt für Schritt die DIY-Geldanlagestrategie 2024 und was es beim Geld anlegen ohne Finanzberater zu beachten gibt.
5 SCHRITTE, BEVOR SIE GELD ANLEGEN
Egal ob mit oder ohne Finanzberater: Bevor Sie Geld anlegen, sollten Sie sich einmal die Zeit für eine ordentliche Finanzplanung nehmen. Dazu gehören:
Schritt 1: Die Bestandsaufnahme der Ist-Situation
Ein hohes Einkommen ist nicht automatisch ein Garant dafür, dass auch Geld zum Investieren da ist. Sie können auf jedem Einkommenslevel weit über Ihre Verhältnisse leben. Wer viel verdient, hat auch viel, ist ein Trugschluss. Also verschaffen Sie sich Klarheit und notieren Sie sich einmal alle monatlichen Einnahmen und Ausgaben. Beginnen Sie mit den Fixkosten auf der einen Seite und den monatlich sicheren Einnahmen auf der anderen Seite und schätzen Sie dann die variablen Ein- und Ausgaben. Planen Sie auch unregelmäßig wiederkehrende Ausgaben wie Urlaub oder Geschenke ein und rechnen Sie die Kosten auf den Monat herunter. Am Ende wissen Sie genau, was theoretisch übrig bleibt. Wenn nichts übrig bleibt oder sich aus der Differenz von Einnahmen und Ausgaben sogar ein negativer Betrag ergibt, sollten Sie im zweiten Schritt Ihre Einnahmen und Ausgaben genauer prüfen.
Schritt 2: Unnötige Ausgaben eliminieren und Einnahmen maximieren
Stellen Sie Ihre Einnahmen und Ausgaben auf den Prüfstand! Oft sammeln sich über die Zeit viele unnötige Ausgabeposten an, insbesondere im privaten Bereich. Überlegen Sie sich, welche Ausgaben wirklich zu Ihrer Lebensqualität beitragen und welche einfach nur Kosten verursachen. Und dann streichen Sie rigoros diese irrelevanten Ausgaben.
Anschließend schauen Sie sich die Einnahmenseite an. Prüfen Sie Ihre Möglichkeiten, Ihr Einkommen zu erhöhen, zum Beispiel indem Sie Ihr Gehalt nachverhandeln oder als Unternehmer bzw. Unternehmerin Ihre Preise erhöhen oder zusätzliche Einnahmequellen erschließen. Auch steuerlich geht meistens so einiges, um Ihr Einkommen zu maximieren. Wie Sie 2024 Steuern sparen und Ihre Rendite maximieren, können Sie hier nachlesen.
Nun sollte sich auf dem Papier ein positiver Betrag ergeben haben, den Sie theoretisch sofort anlegen können. Doch ist das Geld auch praktisch übrig? Das schauen wir uns im nächsten Schritt an.
Schritt 3: Die kurz- bis mittelfristige Finanzplanung
Wenn Sie den ersten Schritt umgesetzt haben, wissen Sie jetzt genau, wie viel Geld Ihnen monatlich zum Investieren zur Verfügung steht. Doch Vorsicht! Bekanntlich grätscht das Leben dazwischen, während Sie es planen. Planen Sie daher stets auch mit dem Unvorhergesehenen!
Möglicherweise fällt durch eine längerfristige Erkrankung oder eine Kündigung ein Großteil Ihres Einkommens weg. Außerdem ist es denkbar, dass Sie ein neues Auto brauchen oder Ihre Wohnkosten drastisch steigen, zum Beispiel aufgrund einer Trennung. Und auch höhere Gewalt, wie zum Beispiel eine durch Unwetter nötige Reparatur am Haus oder Boot oder eine kaputte Waschmaschine, können erhebliche Ausgaben verursachen.
Um Ihr persönliches Risiko zu minimieren, lohnt sich die eine oder andere Versicherung, zum Beispiel eine Unfall-, Hausrat- oder Berufsunfähigkeitsversicherung. Zusätzlich sollten Sie sich einen kurzfristig verfügbaren Finanzpuffer für unvorhergesehene Ausgaben zulegen. Diesen können Sie beispielsweise auf ein Tagesgeldkonto legen. Ich empfehle eine Summe von drei bis sechs durchschnittlichen Monatsgehältern.
Alles geregelt? Dann geht’s im nächsten Schritt an die Planung Ihrer persönlichen Träume und Ziele.
Schritt 4: Langfristige Wünsche und Ziele festlegen
Jeder Mensch ist individuell und so sind es auch deren Wünsche und Ziele im Leben.
Manch einer möchte eine Familie gründen und möglichst viel Zeit mit den eigenen Kindern verbringen, ohne dass es an finanziellen Mitteln mangelt. Ein anderer möchte hingegen viel reisen und die Welt sehen, aber wenig arbeiten. Eine weitere Person möchte ein eigenes Unternehmen aufbauen, Arbeitsplätze schaffen und damit auch den eigenen Wohlstand und den der Gesellschaft aufbauen. Wieder eine andere Person möchte sich vielleicht der humanitären Hilfe widmen und ein anderer träumt vom Millionärs-Lifestyle mit Privatjet und eigener Yacht. Oder wie wäre es mit einem Immobilien-Imperium? Und ganz sicher träumt jeder von einem Ruhestand in finanzieller Fülle.
Wie auch immer Ihr Traum aussieht: Schreiben Sie ihn auf, und zwar so konkret wie möglich und legen Sie sich darauf fest! Je genauer Sie Ihr persönliches Bild von Wohlstand vor Augen haben, desto motivierter werden Sie daran arbeiten, es auch zu erreichen. Und wenn Sie nicht motiviert genug sind, dann war es noch nicht das richtige Ziel. Gehen Sie wirklich in sich.
Schritt 5: Geeignete Anlagestrategie auswählen
Sie haben jetzt einen genauen Überblick über Ihre monatlichen Einnahmen und Ausgaben, Sie haben einen Puffer für Unvorhergesehenes und unregelmäßige Ausgaben eingerichtet und gegebenenfalls Versicherungen zum Vermögensschutz abgeschlossen? Außerdem haben Sie Ihre persönlichen finanziellen Lebensziele konkretisiert? Wunderbar. Dann geht’s jetzt an die Auswahl der geeigneten Anlagestrategie.
Ideal als Grundlage ist ein breit gestreutes, globales Wertpapierdepot aus aktiven und passiven Aktienfonds, wobei der vielfach empfohlene MSCI World aus bestimmten Gründen eher nicht geeignet ist. Bei der Auswahl kommt es darauf an, dass die Gewichtung der Anteile stimmt. Ich empfehle eine Gewichtung des globalen Portfolios nach Marktkapitalisierung.
Zusätzlich zum breit gestreuten, globalen Wertpapierdepot können Sie Ihr Portfolio um Immobilien und Edelmetalle ergänzen. Als Alternative zur aktiven Immobilienverwaltung lohnen sich Immobilienfonds. Und bei den Edelmetallen empfehle ich Ihnen Gold. Dieses sollten Sie jedoch nur ergänzend zur Vermögenssicherung einsetzen, aber nicht zum Vermögensaufbau, da Gold an sich kaum Wertsteigerung aufweist.
Und was ist mit Kryptowährungen oder NFT’s? Dabei handelt es sich um hochspekulative Anlageklassen. Sie können natürlich einen Teil Ihres Geldes in darin investieren, doch dann sollten Sie es sozusagen als Spielgeld betrachten und das Spiel beherrschen. Hochspekulative Anlageklassen versprechen sehr hohe, kurzfristige Renditen. Doch sie sind nichts für Anfänger.
WIE SIE SELBST GELD ANLEGEN, OHNE FINANZBERATER
Theoretisch brauchen Sie keinen Finanzberater, um Geld anzulegen. Die meisten deutschen Banken bieten kostengünstige Wertpapiersparpläne an, die Sie direkt online oder per App abschließen können. Sie müssen dazu nicht einmal eine Bankfiliale betreten. Als Alternative sind in den vergangenen Jahren zahlreiche, sogenannte Neobroker-Apps sowie Trading-Apps auf den Markt gekommen. Darin können Sie selbstständig alle möglichen Anlageklassen handeln, zum Beispiel Aktien, ETF’s, Kryptowährungen, NFT’s, Edelmetalle oder Fremdwährungen.
Das klingt alles ganz wunderbar und ist es auch. Dennoch ist Vorsicht geboten, denn gerade Investment-Anfänger verlieren schnell den Überblick im Dschungel der Möglichkeiten von Banking- und Trading-Apps, die eben auch nicht alle so seriös und kostengünstig sind, wie es auf dem ersten Blick scheint. Hohe versteckte Kosten wie Transaktionskosten und Ausgabeaufschläge drücken die Rendite. Hinzu kommt der nicht unerhebliche Zeitinvest, um die Entwicklung des Vermögens im Blick zu behalten und gegebenenfalls rechtzeitig zu reagieren. Und auch das eigene Verhalten kann sich als Falle herausstellen, wenn ein rascher Kursabfall zu unüberlegten Verkäufen führt. Außerdem sollten Sie sich grundlegend mit den steuerlichen Hintergründen auskennen, damit Sie Ihre realisierten Gewinne korrekt versteuern.
Ich empfehle Ihnen daher die DIY-Geldanlagestrategie nur als Ergänzung, aber niemals als Ersatz für eine fachmännische Vermögensverwaltung.
WANN BRAUCHT MAN EINEN FINANZBERATER?
Meine ehrliche Meinung? Gerade für Ihre langfristige Geldanlage und Vermögenssicherung ist ein Finanzberater unerlässlich. Wer selbst sein eigener Finanzberater sein möchte und sich dabei auf Tipps aus dem Internet verlässt, hat auf lange Sicht meist das Nachsehen. Selbst zu investieren setzt voraus, dass Sie sich ein umfangreiches Wissen aneignen und sich mit aktuellen Steuergesetzen sowie den Anlageklassen und deren Spielregeln auskennen. Gefährliches Halbwissen reicht hier einfach nicht aus. Und dann wäre da noch das Haftungsrisiko. Ein Finanzberater haftet in der Regel mit seinem Privatvermögen für das ihm von seinen Klienten anvertraute Vermögen. Geht etwas schief, haben Sie als Kunde also mehr rechtlichen Spielraum als wenn Sie Ihr Geld selbst per App anlegen und verlieren. Als Amateur-Anleger gehen Sie einfach ein hohes Risiko ein und setzen schlimmstenfalls Ihre Altersvorsorge aufs Spiel. Das sollte Ihnen bewusst sein.
Außerdem kommen Sie über einen Finanzberater an Produkte heran, die Sie nicht auf dem freien Markt bekommen, aber die sich am Ende als deutlich kostengünstiger und risikoärmer herausstellen, sodass sich auch die Kosten für den Finanzberater oder Vermögensverwalter wieder amortisieren.
Sie haben Fragen oder wünschen eine unabhängige und individuelle Anlageberatung? Gerne berate ich Sie in einem unverbindlichen Erstgespräch (auch online).
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