RR Capital Consulting Blog | MSCI World beste Anlagestrategie?

Ein langfristig angelegtes Portfolio, breit gestreut – das ist das Grundrezept für stabile, positive Durchschnittsrenditen. Etwa 6 Prozent per anno sind sicher möglich. Das reicht aus, um die Inflation zu schlagen. Und das Beste ist: All das bekommen Sie in einem Index, dem MSCI World. Wozu also noch einen Finanzexperten behelligen, wenn Sie stattdessen Ihr Geld einfach per Direktdepot global in den ETF MSCI World anlegen können? Dann haben sich auf einen Schlag all die Probleme erledigt, die damit einhergehen, wenn Sie zu viel Geld auf Ihren Girokonten herumliegen haben. Schluss mit der Sorge um fehlende Einlagensicherung, Kaufkraftverlusten durch Inflation oder Stagnation aufgrund fehlender Renditen. Alles richtig gemacht. So sehen es auch namhafte Redaktionen wie Finanztest. Doch so einfach ist es eben leider doch nicht. Bei näherer Betrachtung erkennen Sie, dass an der vielfach beworbenen MSCI World Anlagestrategie ganz schön was faul ist. Was das ist und was Sie dagegen tun können, zeige ich Ihnen in diesem Artikel.

WAS IST IM MSCI WORLD ENTHALTEN?

Bevor wir uns mit weiteren Einzelheiten befassen, lassen Sie uns zunächst mal den MSCI World unter die Lupe nehmen. Was ist drin und was macht Sinn?

Der MSCI World ist ein passiver, weltweit gehandelter Aktienindex, der aus 1.600 Aktien internationaler Unternehmen besteht. Soweit, so sinnvoll.

Bei näherer Betrachtung offenbart sich jedoch eine starke Gewichtung auf den US-amerikanischen Markt. Der Großteil der enthaltenen Aktien stammt von amerikanischen Big Playern und Tech-Unternehmen wie Apple, Amazon, Facebook, Microsoft oder SAP. Insgesamt liegt der US-amerikanische Anteil des MSCI World bei knapp 70 Prozent (!). Die restlichen 30 Prozent teilen sich weitere Industriestaaten wie Frankreich, Kanada oder Japan.

Damit ist der MSCI World zwar durchaus ein internationaler Index, von global kann jedoch nicht die Rede sein, sondern eher amerikanisch mit ein paar “Freunden”.

Dies führt mich zu der Frage, was dem MSCI World denn fehlt, um die Bezeichnung globaler Aktienindex zu verdienen. Schauen wir uns die Gewichtung an, wie im oberen Absatz beschrieben, wird deutlich, dass der MSCI World allein aufgrund des hohen US-amerikanischen Anteils nicht als repräsentativer Index für den Weltmarkt gelten kann. Hinzu kommt die starke Technologie-Gewichtung.

WAS IST IM MSCI WORLD NICHT ENTHALTEN?

Emerging Markets

Was dem MSCI World also ganz klar fehlt, sind Anteile aus Schwellen- und Entwicklungsländern, den sogenannten Emerging Markets. Diese sind nämlich in dem Index nämlich überhaupt nicht vertreten. Nun mögen Sie vielleicht denken, dass eine Investition in Emerging Markets riskant wäre. Tatsächlich ist es jedoch riskanter, allein auf die aktuellen Big Player aus Übersee zu setzen, was einer Investition in den MSCI World gleichkommt.

Glauben Sie mir: Die Schwellenländer verdienen durchaus einen Platz in Ihrem Portfolio, denn sie machen einen nicht zu unterschätzenden Anteil des globalen Wirtschaftswachstums aus, den zu ignorieren recht unbedacht wäre.

Die vielfach empfohlene Investmentstrategie, Ihr Geld zu 75 Prozent in den MSCI World und für den fehlenden Schwellenländer-Anteil zu 25 Prozent in den MSCI Emerging Markets zu investieren, ist jedoch wenig sinnvoll. Der Anteil der US-amerikanischen Anteile beträgt in diesem Fall noch immer knapp 45 Prozent.

Andere Branchen

Wie bereits erwähnt, enthält der MSCI World einen vergleichsweise hohen Anteil an Tech- und IT-Aktien. Diese machen rund 20 Prozent der Anteile des Index aus. Danach folgen Finanzen (15 Prozent), Gesundheit (13 Prozent), zyklische Konsumgüter (11 Prozent), Industrie (11 Prozent), Kommunikation (7 Prozent), Konsum, basis (7 Prozent), Energie (5 Prozent), Rohstoffe & Materialien (4 Prozent), Versorger (3 Prozent) und Immobilien (2 Prozent) (Quelle: Stiftung Warentest). Es ist also nicht so, dass andere Branchen im MSCI World fehlen. Doch während die Technologiebranche im MSCI World deutlich überrepräsentiert ist, sind andere Branchen vollkommen unterrepräsentiert. Das ist ein Problem, denn wenn Ihr Portfolio nicht ausgewogen ist, verlieren Sie, wenn die Kurse der hoch gewichteten Anteile nach unten gehen genauso wie, wenn die Kurse der niedrig gewichteten Anteile nach oben gehen.

Small Caps

Der Begriff Small Caps steht für kleine, börsennotierte Unternehmen, deren sich im Umlauf befindenden Aktien unter 250 Millionen Euro wert sind. Sie sehen, diese Small Caps sind gar nicht so klein, dass man sie nicht ernst nehmen müsste. Im Gegenteil: In ihnen liegt so mancher Schatz verborgen. Die oft jungen und innovativen Unternehmen bieten hohe Renditechancen, da sie, im Gegensatz zu den bereits etablierten Blue Chip Unternehmen, über ein grenzenloses Wachstumspotenzial verfügen. Im MSCI World suchen Sie allerdings vergeblich nach diesen chancenträchtigen Aktiengesellschaften. Der Index enthält nämlich keinerlei Small Caps.

WAS IST DIE BESTE GLOBALE ANLAGESTRATEGIE?

Idealerweise spiegelt Ihr Portfolio den tatsächlichen Markt wider. Man spricht in diesem Zusammenhang auch vom sogenannten Marktportfolio. Dahinter steckt die Annahme, dass niemand die Märkte vorhersagen kann. Eine umstrittene Möglichkeit, Ihr Portfolio an den tatsächlichen Weltmarkt anzupassen, ist die Ausrichtung entsprechend der Bruttoinlandsprodukte aller Volkswirtschaften, beispielsweise 25 Prozent USA, 20 Prozent Europa beziehungsweise EU und 15 Prozent China. Theoretisch können Sie mit dieser Investmentstrategie den Weltmarkt abbilden.

Doch diese Theorie ist in der Praxis nicht umsetzbar und auch nicht unbedingt sinnvoll. Empfehlenswerter ist aus meiner Sicht eine Gewichtung nach Marktkapitalisierung, um den Weltmarkt abzubilden. Ich sage dabei immer “Vertrauen Sie auf die Intelligenz der Märkte”.

Wollen Sie am weltweiten Wirtschaftswachstum teilhaben, sollten Sie Ihr Portfolio also möglichst nah an den realen Marktbedingungen, nach Marktkapitalisierung ausrichten. Und ja – tatsächlich stehen die USA hier an erster Stelle – und zwar mit rund 60 Prozent. Außerdem gehören in ein ordentliches Portfolio auch Anteile aus Schwellen- und Entwicklungsländern sowie kleinere Unternehmen, den sogenannten Small- und Mid Caps, wobei diese auch nicht wirklich klein sind. Sie brauchen dabei also keine Angst zu haben. Schließlich handelt es sich um Aktiengesellschaften. Und gerade die Small Caps sind es, die Ihnen einen reichen Zugewinn bescheren können.

Aber Vorsicht: Es macht keinen Sinn, Ihr Portfolio um den MSCI World herum aufzustocken, indem Sie beispielsweise andere Indices ergänzen, die das, was dem MSCI World fehlt, ergänzen sollen. Hierbei kommt es sehr wahrscheinlich zu Dopplungen, sodass Sie am Ende dieselbe Aktie in unterschiedlichen Indices halten.

GIBT ES EINEN AKTIENINDEX, IN DEN ICH BERUHIGT ALL MEIN GELD INVESTIEREN KANN?

Ich würde Ihnen niemals empfehlen, all Ihr Geld in nur einen Aktienindex zu investieren. Eine kluge Anlagestrategie braucht immer auch andere Anlageklassen sowie ein sorgfältig gewichtetes Aktienportfolio. Es gibt allerdings durchaus sinnvolle Alternativen zum guten alten MSCI World, die den Weltmarkt deutlich besser repräsentieren, falls Sie eine All-in-one-Lösung wünschen. Oftmals werden diese Lösungen jedoch off-market gehandelt. Sofern es zur Anlagestrategie meiner Mandantinnen und Mandanten passt, lasse ich in dieser Hinsicht gerne meine Beziehungen spielen. Zusätzlich sollten aber immer auch weitere Anlageklassen ergänzt werden.

Sie möchten Ihr Kapital global und breit gestreut investieren oder Sie hätten gerne einen prüfenden Blick auf Ihr aktuelles Portfolio? Gerne schaue ich mir Ihre individuelle Situation in einem unverbindlichen Erstgespräch an (auch online).

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