Christian Lindner möchte finanzielle Bildung in das deutsche Bildungssystem integrieren. Was bedeutet das für die Zukunft der Finanzberatung? Wie geht der informierte, mündige Kunde mit den Informationen um? Wird Finanzberatung bald überflüssig, weil alle ihre Finanzen selbst regeln? Und werden Kunden, die bisher auf teure Provisionsprodukte von Banken hereingefallen sind, nun wachsamer?
Wenn Sie sich diese oder ähnliche Fragen ebenfalls stellen, verspreche ich Ihnen, dass Sie in den nachfolgenden Zeilen Antworten finden werden.
Nach über 30 Jahren in der Finanzbranche konnte ich einige Erkenntnisse über das allgemeine Kundenverhalten gewinnen. Daraus stelle ich meine persönliche Prognose für die Zukunft auf. An dieser Stelle sei gesagt: Ich teile nur meine Gedanken und Meinungen, erhebe jedoch keinen Anspruch auf die Richtigkeit meiner Aussagen.
Aber lassen Sie uns zunächst einen Blick auf meine Beobachtungen der letzten Jahre werfen …
DREI TYPEN VON FINANZKUNDEN IN DEUTSCHLAND
Aus meiner Perspektive gibt es aktuell drei Typen von Finanzkunden in Deutschland: Diejenigen, die ihrer Bank vertrauen; diejenigen, die ihrem Finanzberater vertrauen und diejenigen, die nur sich selbst vertrauen.
Was meine ich damit?
Kunden, die nur ihrer Bank vertrauen
Bei Kunden, die nur ihrer Bank vertrauen, handelt es sich um eine eher konservative Gruppe von Menschen. Sie sind bereits seit Jahren bei ein und derselben Bank Kunde, oftmals bereits seit Generationen. Sie kaufen die zumeist teuren Finanzprodukte der Banken blind und ohne Fragen zu stellen. Gegen eine unabhängige Finanzberatung sind diese ahnungslosen Kunden regelrecht resistent. Sie vertrauen ihrer Bank so sehr, dass sie selbst dann noch zu ihrer Bank stehen, wenn man ihnen mit Zahlen, Daten und Fakten beweist, dass ihre Bankprodukte viel zu teuer oder für ihre Lebenssituation absolut ungeeignet sind.
Kunden, die ihrem Finanzberater vertrauen
Kunden, die ihrem Finanzberater oder ihrer Finanzberaterin vertrauen, sind eine eher heterogene Zielgruppe: Es gibt diejenigen, die keine finanziellen Entscheidungen treffen, ohne zuvor ihren Finanzberater um Rat zu fragen – wobei es unerheblich ist, ob dieser unabhängig oder kompetent genug ist – sowie diejenigen, die ihren Finanzberater als Experten betrachten, der sie bei ihren finanziellen Entscheidungen berät und unterstützt. Letztere kaufen also bewusst die Expertise ihres Finanzberaters ein, verlassen sich aber auch nicht blind auf seine Empfehlungen.
Kunden, die ihre Finanzen selbst regeln
Kunden, die ihre Finanzen selbst regeln, nehmen überhaupt keine Finanzberatung in Anspruch. Sie sind davon überzeugt, dass sie sich jegliches Finanzwissen selbst aneignen und in die Tat umsetzen können. Dabei sind sie sehr engagiert. Sie lesen Finanzliteratur, konsumieren die YouTube-Kanäle erfolgreicher Selfmade-Investoren, interessieren sich für Geldanlagen und nutzen Neo-Broker-Apps wie Trade Republic oder Scalable, um jederzeit die eigenen Positionen im Blick zu haben. Für die Altersvorsorge verfügen sie meist über langfristig angelegte ETF-Sparpläne. In der Regel vernachlässigen diese Finanzkunden jedoch die Kosten sowie die steuerlichen Themen, die mit dem Selbstmanagement der Finanzen verbunden sind.
Nun haben Sie einen genauen Einblick darüber, welche Kundentypen ich im Laufe meiner Karriere als Finanzexperte identifiziert habe. Durch die Digitalisierung und Globalisierung entwickeln sich die Kunden seit einiger Zeit mehr und mehr in Richtung der Kunden, die ihre Finanzen selbst regeln wollen. Ob das eine kluge Idee ist, lassen wir an dieser Stelle einmal außen vor.
Aber wie wird sich das Klientel der Finanzberatung verändern, wenn es mehr finanzielle Bildung in Deutschland gibt? Wird Finanzberatung dann überflüssig?
WIRD FINANZBERATUNG ÜBERFLÜSSIG, WENN ES MEHR FINANZIELLE BILDUNG IN DEUTSCHLAND GIBT?
Meine Antwort darauf ist ein klares Nein. Warum? Weil mündige Finanzkunden meiner Meinung nach bewusster damit umgehen werden, was sie in Sachen Finanzen selbst regeln können und wann sie einen Experten benötigen. Die Kunden der Finanzberatung werden sich in Zukunft also mehr hin zu denjenigen entwickeln, die weder blind einem Finanzberater oder Bankmitarbeiter vertrauen, noch ihre Finanzen komplett selbst regeln wollen.
Tatsächlich hoffe und vertraue ich darauf, dass ahnungslose Kunden, die ihrer Bank oder Finanzberatung wortwörtlich alles abkaufen, durch die Verbesserung der finanziellen Bildung in Deutschland zukünftig einer aussterbenden Minderheit angehören.
Stattdessen kommunizieren die Finanzkunden der Zukunft auf Augenhöhe mit Finanzexperten und finden dadurch die für sie besten Lösungen.
Diese Entwicklung setzt jedoch voraus, dass Finanzwissen richtig vermittelt wird. Dazu gehört nicht nur die Kenntnis über Finanzprodukte und Asset Klassen, sondern auch die strategische Finanzplanung sowie die Finanzorganisation, womit die Erreichung finanzieller Ziele genauso wie die langfristige, finanzielle Stabilität gewährleistet werden.
Diese Voraussetzungen zu schaffen, liegt nun in den Händen der Politik beziehungsweise unserem Bundesfinanzminister Christian Lindner sowie dem deutschen Schulsystem und seinen Lehrkräften.
Wie betrachten Sie das Thema finanzielle Bildung in Deutschland aktuell? Zählen Sie sich selbst zu den Unwissenden oder gehören Sie bereits zu den mündigen Finanzkunden, die mit Ihrem Finanzberater auf Augenhöhe kommunizieren? Lassen Sie es uns in einem kostenlosen und unverbindlichen Gespräch herausfinden (auch online).
Noch mehr Insights:
Blockchain ist gekommen, um zu bleiben und nicht nur ein Trend. Wie Blockchain-Technologie die Zukunft der Wirtschaft beeinflusst, zeigt dieser Beitrag...
Wie sieht die Zukunft der Geldanlage aus? Wird KI den Fondsmanager ersetzen? Die Antworten finden Sie hier ...
10 emotionale Blockaden beim Geld anlegen und wie Sie sie bewältigen, damit Ihrem Vermögensaufbau nichts mehr im Weg steht...