
Es ist nicht die Online-Bank, die ganz ohne Filialen auskommt und auch nicht die bösen, großen und weltweit agierenden Geldinstitute, sondern in der Regel die Hausbank um die Ecke, bei der Sie ganz genau aufpassen sollten. Die Hausbank der Gemeinde genießt zumeist seit Generationen höchstes Vertrauen, sodass nicht einmal mehr hinterfragt wird, was der freundliche Bankberater so vorschlägt. Dann wird der Stift gezückt und die Unterschrift gesetzt. Und um das komplizierte Drumherum darf sich dann gern der vermeintliche Profi kümmern. Doch dass es sich bei den kompetenten Beratern der Hausbank heutzutage vielmehr um Vertriebsprofis als um Finanzexperten handelt, ist den ahnungslosen Kunden oftmals gar nicht bewusst.
In diesem Artikel möchte ich über die an Betrug grenzende Vertriebspraxis der Banken aufklären, die immer wieder vertrauensselige Kunden enteignet, während die Geldinstitute sich die Taschen vollstopfen. Hier finden Sie handfeste Hinweise, wie Sie Ihrem Bankberater gezielt auf den Zahn fühlen können. Damit ist der erste Schritt getan, Ihr Vermögen zu schützen und besser zu wissen, wohin Ihr Geld fließt, nachdem Sie es vertrauensvoll in die Hände Ihres Bankberaters gelegt haben.
WELCHER BANK KANN MAN NOCH VERTRAUEN?
Eine Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach von 2013, in der es um die öffentliche Wahrnehmung der Banken ging, gaben 70 Prozent der Befragten an, kein oder wenig Vertrauen in die deutschen Banken im Allgemeinen zu haben. Bei der eigenen Hausbank sahen die Ergebnisse allerdings ganz anders aus. 73 Prozent der Befragten vertrauen ihrer eigenen Bank und rund 90 Prozent der Befragten sind mit der Arbeit und der Beratung durch ihre Hausbank zufrieden oder sogar sehr zufrieden.
Bei näherer Betrachtung fällt jedoch auf, dass die Zufriedenheit der Bankkunden in erster Linie auf den langfristigen persönlichen Kontakt zurückzuführen ist und weniger auf die tatsächlich erbrachten Leistungen. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass der freundliche Bankberater der Hausbank von nebenan, sobald die Sympathie einmal hergestellt ist, seinen Kunden alles Mögliche verkaufen kann, egal ob sinnvoll oder nicht. Und das tun sie dann in der Regel auch.
Aber zurück zu der Frage, welcher Bank man noch vertrauen kann: Aus meiner Sicht keiner von ihnen. Ganz ohne Bank geht es aber natürlich auch nicht. Daher lautet mein Rat: Machen Sie sich schlau und werden Sie ein kompetenter Kunde!
Wie Sie das am besten anstellen? Indem Sie die richtigen Fragen stellen. Einige Hinweise dazu finden Sie in den nachfolgend genannten Tricks der Hausbanken.
VERTRAUEN SIE IHRER BANK NOCH? DIE PERFIDEN TRICKS DER HAUSBANKEN
Verstehen Sie mich nicht falsch! Ich möchte keineswegs alle Bankberater unter Generalverdacht stellen. Dennoch begegnen mir auffällig häufig Kunden, die bei der Bankberatung auf mindestens einen der nachfolgend genannten Tricks hereingefallen sind, die zur gängigen Vertriebspraxis deutscher Banken gehören.
Provisionen
Der Klassiker. Vermutlich verrate ich Ihnen damit nichts Neues. Provisionen gehören seit jeher zum Bankgeschäft dazu und fast jeder Kunde ahnt zumindest, dass sein Bankberater am Verkauf von Finanzprodukten mitverdient. Im Prinzip ist an Provisionen auch nichts auszusetzen, denn es handelt sich dabei lediglich um eine Umsatzbeteiligung für das abgeschlossene Finanzprodukt. Unterschiedlich hohe Provisionen führen allerdings zu einer Verschiebung von Anreizen, welche Produkte sich für den Bankberater “lohnen” und welche eben nicht. Daher nehmen Sie sich als Kunde ruhig das Recht heraus, auf eine provisionsunabhängige Produktauswahl zu bestehen.
Versteckte Kosten
Der wohl gefährlichste Trick in der Vertriebspraxis der Banken sind versteckte Kosten, oft so geschickt im Kleingedruckten platziert, dass Sie als Kunde nur Bahnhof verstehen, selbst wenn Ihr Bankberater Sie darüber aufklärt, wozu er übrigens verpflichtet ist. Versteckte Kosten kommen häufig bei Versicherungspolicen wie Lebens- oder Rentenversicherungen, aber auch bei Investmentfonds, Zertifikaten oder Bausparverträgen vor. In der Regel handelt es sich um minimale Prozentbeträge von weniger als 1 bis 4 Prozent. Daher fallen die versteckten Kosten anfangs nicht auf, doch je länger Sie das Finanzprodukt halten, desto mehr fallen die versteckten Kosten ins Gewicht. Es kommt sozusagen zu einem umgekehrten Zinseszinseffekt, wodurch Ihr angelegtes Kapital nur sehr langsam wächst oder bei fallenden Kursen sogar Kosten produziert.
Viele Kunden wundern sich dann am Ende der Laufzeit, warum die vor mehreren Jahrzehnten abgeschlossene Lebensversicherung sich so spärlich entwickelt hat, warum das versprochene exponentielle Wachstum des Investmentfonds ausbleibt, warum der Bausparer nach einer vorübergehenden Beitragsfreistellung plötzlich mehr kostet als anspart oder warum Zertifikate und Anleihen Ihr Geld verbrennen, statt, wie versprochen, vor Inflation zu schützen.
Nun, die versteckten, prozentualen Kosten sind der Grund dafür. Und wenn Sie die Entwicklung Ihrer Bankprodukte nicht im Blick haben, stirbt Ihr Vermögen einen langsamen Tod und Sie werden mittel- bis langfristig systematisch enteignet, ohne dass Sie es merken.
Unkündbare Produkte
Sie haben festgestellt, dass Sie ein zu teures Finanzprodukt bei Ihrer Bank abgeschlossen haben und möchten dieses nun kündigen? Dann stoßen Sie auf das nächste Hindernis, denn viele Finanzprodukte sind, einmal abgeschlossen, quasi unkündbar. Das gilt in erster Linie für Lebensversicherungen, Rentenversicherungen oder Bausparverträge. Diese können Sie zwar beitragsfrei stellen, doch die Kosten laufen derweil fröhlich weiter, bis zum Ende der vereinbarten Vertragslaufzeit. Am Ende zahlen Sie dann noch drauf, anstatt Vermögen aufzubauen. Diese Vertriebspraxis grenzt aus meiner Sicht an Betrug, ist aber leider legal.
Lockangebote
Ist Ihnen das schonmal passiert: Sie erhalten ein Werbeschreiben Ihrer Hausbank oder Sie entdecken beim Versuch der Filiale ein großes Schild “Es gibt wieder Zinsen auf Tagesgeldkonten” oder ein kostenloses Girokonto wird beworben. Da denkt man doch nicht lange nach, oder? Eben. Und genau darin liegt die Falle. Am Ende sparen Sie Ihr Geld auf einem Tagesgeldkonto an, dessen Zinsen so niedrig sind, dass sie nicht einmal die Inflation ausgleichen. Doch das sagt Ihnen natürlich niemand. Und das kostenlose Girokonto entpuppt sich dann doch als kostenpflichtig, da es nur kostenlos ist, solange mindestens 700 € pro Monat eingezahlt werden. Am Ende haben Sie den Aufwand, den Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen und zahlen auch noch drauf, denn ja, Sie ahnen es schon, die Kündigung klappt nicht ohne weiteres.
Upsells
Auch bei diesem Punkt erzähle ich Ihnen wahrscheinlich nichts Neues, denn auch Sie haben es vermutlich schon erlebt: Sie kommen mit einem konkreten Anliegen zu einem Termin mit Ihrem Bankberater und am Ende schließen Sie ein zusätzliches Produkt ab, das gar nicht geplant war. Ihr Bankberater, dem Sie natürlich vertrauen, legt Ihnen dringend ans Herz, noch Versicherung X abzuschließen oder zu Ihrer Baufinanzierung einen weiteren Bausparvertrag zu unterzeichnen, für den Fall, dass später mal was am Haus gemacht werden muss. Und am Ende stehen Sie da mit mehreren Bausparverträgen, fragwürdigen Versicherungen oder 10 verschiedenen Sparkonten, übertrieben gesagt, aber Sie wissen, was ich meine.
Doch es kommt noch schlimmer…
ANLAGEBERATUNG: WARUM SIE BEI DER BANK KEINE UNABHÄNGIGE BERATUNG ERWARTEN DÜRFEN
Zusätzlich zu den genannten Tricks, können Sie bei der Hausbank keine unabhängige Beratung erwarten, denn Banken sind per se schon nicht unabhängig. Stattdessen erhalten Sie dort die Hausprodukte, wobei es sich um eine begrenzte Produktauswahl handelt, die entweder von der Bank direkt oder einigen wenigen Partnerunternehmen ausgegeben werden. Diese Finanzprodukte können zwar zu Ihren Bedürfnissen passen, aber allzu häufig geht die “One-Size-fits-all”-Lösung leider am Kundenbedarf vorbei.
Und was noch viel schlimmer ist: Welche Produkte die Bank an den Mann oder an die Frau bringt, ist häufig von der Chefetage vorgegeben und gar nicht zufällig oder gar individuell. Kundenorientierung Fehlanzeige! Durch diese gängige Vertriebspraxis deutscher Banken ist der Bankberater wider besseren Wissens dazu gezwungen, seinen Kunden das “Produkt der Woche” anzudrehen. Bei wiederholter Zuwiderhandlung droht dem rebellischen Bankberater dann schonmal die Kündigung oder mindestens eine magere Gehaltsabrechnung am Ende des Monats, weil die “Ziele” nicht erreicht wurden. Der kompetente und vertrauenswürdige Bankberater zählt also zunehmend zu einer aussterbenden Spezies und das auch noch verständlicherweise, wenn wir daran denken, dass der arme Kerl oder die arme Frau daheim eine Familie zu versorgen haben.
Doch was können Sie tun?
Mein Tipp: Suchen Sie sich einen unabhängigen Finanzberater und zahlen Sie, wenn möglich, eine produktunabhängige Servicefee, um zu gewährleisten, dass Ihr Berater sich nicht über Produktprovisionen und versteckte Kosten selbst bezahlen muss.
Sie benötigen Hilfe, um aus einem scheinbar unkündbaren Finanzprodukt herauszukommen oder wünschen eine unabhängige und individuelle Anlageberatung? Gerne berate ich Sie in einem unverbindlichen Erstgespräch zu dem Thema (auch online).
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